TraktorenMit der Batterie aufs Feld

Unser Hybrid­traktor mit Battery­Boost kann in Zukunft zu einem wich­tigen Baustein der Elek­tri­fi­zie­rung des Bauern­hofs werden. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen und verraten euch, wie sich der Schlepper im Praxis­test schlägt.

Strom gibt es auf vielen Höfen mehr als genug: Dank Photo­vol­taik-, Biogas- oder Wind­kraft­an­lagen produ­zieren heute schon viele Land­wirte so viel Energie, dass sie davon einen guten Teil abgeben können. Doch warum sollte man diese Energie nicht noch stärker für den eigenen Bedarf nutzen? Eine Möglich­keit dafür zeigen wir mit unserem Hybrid-Traktor inklu­sive Battery­Boost in dem Forschungs­pro­jekt 3connect.

Der beson­dere Schlepper basiert auf einem John Deere 6210 RE mit einem Sechs-Zylinder-Diesel­motor mit 210 PS. So weit, so gewöhn­lich. An der Front Hitch des Schlep­pers hängt jedoch eine Batterie mit einer Brut­to­ka­pa­zität von 33 kWh. Diese soll in Zukunft bis zu 100 kW für den Fahr­an­trieb des Trak­tors sowie für elek­tri­sche Antriebe auf Anbau­ge­räten bereit­stellen können. Derzeit nimmt der Fahr­an­trieb des Schlep­pers bis zu 20 kW aus der Batterie auf.

Das passt zusammen: Eine Photo­vol­ta­ika­nalage als Ener­gie­pro­du­zent und der John Deere Hybrid­traktor als Abnehmer.

Auf dem Hof von Josef Eldra­cher und dessen Sohn absol­vierte der Hybrid­traktor die ersten Praxis­tests.

Die Batterie des Hybrid­trak­tors soll künftig bis 100 kW für Fahr­an­trieb und elek­tri­sche Antriebe auf Anbau­ge­räten bereit­stellen können.

In Kaisers­lau­tern tüfteln John Deere Inge­nieure an der Weiter­ent­wick­lung des Hybrid­trak­tors. Im Bild: Dr. Peter Pickel (li.), Johannes Bosch.

Mobiler Ener­gie­spei­cher

Ausge­tüf­telt haben den Hybrid­traktor die John Deere Inge­nieure in unserem Entwick­lungs­zen­trum in Kaisers­lau­tern. Projekt­ma­nager Johannes Bosch, erklärt: „Wir wissen, dass ein Traktor zwischen 85 und 95 Prozent des Jahres auf dem Hof steht und sich keinen Zenti­meter bewegt. Deshalb ist es wichtig, die Batterie des Hybrid­trak­tors als Teil des Ener­gie­ma­nage­ments des Hofs zu sehen und nicht nur im Einsatz auf dem Feld.“ So kann die Batterie, wenn sie gerade nicht mit dem Schlepper im Einsatz ist, als Ener­gie­spei­cher auf dem Hof einge­setzt werden. Die Vision für die Zukunft: Wenn viel Strom produ­ziert wird, weil zum Beispiel die Sonne dauer­haft scheint, wird die Batterie geladen. Wenn jedoch in der Nacht Energie benö­tigt wird, kann die Batterie diese wieder abgeben.

In Kaisers­lau­tern tüfteln die Inge­nieure in erster Linie an der Kommu­ni­ka­tion zwischen Lade­säule und Batterie, die sie immer wieder vor neue Heraus­for­de­rungen stellt. Um das System breit einsetzen zu können, setzten sie im Laufe der Entwick­lungen auf den CCS-Combo 2 Stan­dard für Schnell­la­dung mit Gleich­strom. So kann die Batterie an herkömm­li­chen Lade­säulen geladen werden bzw. der Land­wirt kann selbst kosten­günstig eine eigene Lade­infra­struktur aufbauen. „Bei so einer Entwick­lung ist es wichtig, den Schlepper dann auch im Feld zu testen, um wert­volle Infor­ma­tionen aus dem Härte­test in der Praxis zu bekommen“, sagt Bosch.

Praxis­test im Allgäu

Diese Aufgabe über­nimmt im Rahmen des Projekts 3connect im Hybrid­traktor-Projekt ein Hof bei Immenstadt im Allgäu. „Die Neugier auf tech­ni­sche Inno­va­tionen liegt bei uns in der Familie“, erzählt Josef Eldra­cher, der den Betrieb gemeinsam mit seinem Sohn Andreas führt. Bereits vor 20 Jahren instal­lierte er eine Foto­vol­taik-Anlage auf dem Dach eines Stalls. Auf dem Bio-Betrieb mit über 100 Kühen arbeiten ein Melk- und ein Futter­ro­boter sowie ein Spal­ten­schieber, der für einen sauberen Fußboden sorgt – voll auto­ma­ti­siert.

An das Fahr­ge­fühl bei dem ersten Einsatz des Trak­tors erin­nert sich Andreas Eldra­cher noch gut: „Das Fahren mit dem Hybrid­traktor macht richtig Spaß“, erzählt er. „Wenn es bergauf geht, spürt man die zusätz­liche Power im Antriebs­strang. Und auch den Berg runter fühlt sich das Gleiten ganz anders an.“ In einer hüge­ligen Gegend wie dem Allgäu macht der Traktor deshalb eine beson­ders gute Figur. Natür­lich schlägt sich die elek­tri­sche Unter­stüt­zung für den Antrieb auch in einem gerin­geren Diesel­ver­brauch nieder.

Wenn es bergauf geht, spürt man die zusätz­liche Power im Antriebs­strang.

Andreas Eldra­cher

Um bei Kinder­krank­heiten direkt helfen zu können, waren in den ersten Tagen des Praxis­tests John Deere Inge­nieure vor Ort, die bei Problemen halfen und das Batte­rie­ma­nage­ment fein­jus­tierten. Im Anschluss arbei­teten Vater und Sohn über den Zeit­raum von zwei Monaten mit dem Schlepper. Das Fazit von Josef Eldra­cher: „Bis zum ersten voll­elek­tri­schen Schlepper dauert es wahr­schein­lich noch eine Weile. Aber sowohl unsere Auto­ma­ti­sie­rung als auch der Hybrid-Traktor zeigen, wohin die Reise geht.“

Das Projekt 3connect wurde mit Mitteln des Bundes­mi­nis­te­riums für Wirt­schaft und Energie BMWi geför­dert. Projekt­träger war die Deut­sche Gesell­schaft für Luft- und Raum­fahrt DLR.

Mehr Infos: http://www.3connect-projekt.de/